Bodhisattva-Praxis, Engagierter Buddhismus Feb 22, 2022
Boddhisattva-Praxis üben heisst: wir hören von Herzen hin. Das könnte auch als deep listening beschrieben werden. Wir hören unseren Mitmenschen zu und wir üben zu sehen, dass wir und unsere Schicksale alle miteinander verbunden sind. In diesem Sinne sind wir alle interconnected inter-beings. Dass wir aber auch alle individuelle Lebensrealitäten haben. Strukturelle und systematische Benachteiligungen machen es einigen Lebewesen besonders schwer in Freiheit und Gesundheit zu leben. Das hat schon Buddha gesehen.
Durch tiefes Hinhören, den Menschen, den Tieren, den Pflanzen und der Erde, die uns geboren hat, erlebe ich wie tiefes Mitgefühl und das Verlangen zu helfen erwachen. Wenn wir in der Sangha miteinander einen heilsamen Raum halten können, wo auch das Ausdrücken von Leiden, Schmerz und Trauer Platz hat, kann im Gehört- und Gesehenwerden eine Heilung entstehen. Wir hören den konkreten Erlebnissen von Menschen zu und geben ihnen Raum. Lernen so auch unsere Verwicklungen und eigene Betroffenheit kennen.
Ich möchte daher besonders genau hinhören bei der LGBTQIA+ und BIPoC-Community und Menschen die wegen ihrer Herkunft, Gender, Aussehen, Religionszugehörigkeit, mentaller oder physischer Fähigkeiten, Alter und anderen Gründen strukturelle, gesellschaftliche Benachteiligungen erleben. Sowie auch dem Wehklagen unserer Erde zu, dem Artensterben, dem sich rasant verändernden Klima und seinen verheerenden Folgen, auch auf die Spezies Mensch.
Dieses Hinhören bereitet Unbehagen und Schmerzen. Diese zu würdigen, Raum zu geben und auch den Schmerz nach Aussen anzuerkennen ist die Übung einer*s Boddhisattva. Wenn aus dem Schmerz Mitgefühl entsteht, entsteht vielleicht auch das Verlangen zu helfen. Dieses Verlangen und die Praxis die daraus resultiert, ist Boddhisattva in Aktion.
In der Sangha lernen wir, dass Mitgefühl eine Resonanz ist, die uns eine Heilung im Innen und Aussen ermöglicht. Und, die uns darüber hinaus auch hoffnungsvoll werden lässt und animiert, uns auf unsere Weise für andere Wesen einzusetzen.
Die Praxis des Bodhisattva würdigt und unterstützt die Aktionen die aus Mitgefühl geboren sind: seien dies klassische Dharma-Formate oder Workshops, Sangha-Treffen oder Spaces zum Heilen, Frauen- und FINTA-Gruppen, gemeinsamer Klimaaktivismus und weitere politische Engagements.